Geschichte von Balatonfüred

Balatonfüred ist eine von sanft absteigenden Hügeln umgebene Kleinstadt am Nordufer des Balaton mit 13.500 Einwohnern.

Wie auch immer der Reisende nach Balatonfüred kommt – mit der Eisenbahn, auf der Landstraße, auf den Wasserwege -, spürt er in der Stadt angekommen eine harmonische Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit. Zuerst wird er von der Schönheit der Landschaft fasziniert: die Stadt, die seit Jahrhunderten den erhabenen pannonischen Frohmut ausstrahlt, wird vom Norden her von sanften Bergen, vom Süden her vom See umarmt. Es ist eine uralte, bereits in der Römerzeit bewohnte Siedlung, wo der Besucher auf Schritt und Tritt auf Spuren der Vergangenheit stößt. Uralte Wohnviertel, alte Gebäude, Kirchen, stimmungsvolle Weingärten, Parkanlagen, alte Bäume geben ihre Botschaft an die Menschen unserer Zeit weiter.

Sein Name wird zum ersten Mal 1211 in der Besitzregistrierung der Tihanyer Abtei erwähnt. Auf dem Gebiet des heutigen Füred gab es im Mittelalter mehrere Siedlungen, vor allem das auch in unseren Tagen existierende – aber eine wichtigere Rolle erst seit der Reformzeit (1830 – März 1848) spielende Füred. (Der Ortsname stammt nicht – wie allgemein vermutet – aus dem Wort fürdő – Bad, oder fürödni – baden. Seine ursprüngliche Bedeutung lautete: „fürjes hely” – ein Ort, reich an Wachteln.) Westlich von Füred lag Papsoka – seit dem XIV. Jahrhundert Siske genannt -, das bald mit Füred verschmolzen ist. Das „Kéki-Tal” – nördlich von Füred – hat den ehemaligen Ortsnamen des Dorfes „Kék” bewahrt. (In der Besitzregistrierung der Tihanyer Abtei aus dem Jahre 1211 wird es als Kirchenbesitz erwähnt. Das ganze Tal gehörte der Abtei. Während der Kämpfe gegen die Türken wurde es entvölkert, zerstört, nur der Name ist erhalten geblieben. Er könnte darauf hinweisen, dass die blaue Farbe in der Gegend dominiert haben dürfte, es gab hier viel Schlehe, bzw. Veilchen. Heute wird der Ortsname Kék – Blau in den Bezeichnungen Kéki-Quelle, Kéki-Felder, Kéki-Bach bewahrt.

Das heute den nordöstlichen Teil von Balatonfüred bildende Arács war bis 1954 ein selbständiges Dorf. Die von Arács südöstlich liegende Gemeinde Magyaré wurde gegen das Ende des Mittelalters von Arács einverleibt.

Die Lebensform und das Verhalten der Bewohner und der Gäste von Balatonfüred wurden im Grunde genommen immer von der historischen Tradition bestimmt. Sein Fremdenverkehr reicht viele Jahrhunderte zurück. Da das Füreder Sauerwasser schon längst zu Heilwasser, bzw. zur Heilquelle erklärt worden war, entstand 1971 mit der Stadterhebung von Balatonfüred die erste Kurstadt in Ungarn. Seit 1987 ist es die Internationale Stadt der Rebe und des Weines. Es verdankt seine Bekanntheit seinem Mediterran ähnlichen Klima und seinen kohlensäurehaltigen Quellen. Sogar der Sonnenschein ist hier streichelnder als woanders. Balatonfüred und seine Kleinregion liegen auf der Linie der „Balatoner Riviera”. Die Bezeichnung weist auf die speziellen Charakterzüge des in dieser Gegend herrschenden Mikroklimas hin. Die Siedlung hat ihr angenehmes Klima den Vorbergen des Balaton-Hochlandes zu verdanken. Der Tamás-Berg, der Sándor-, Péter- und Száka-Berg beschützen sie vor den kalten Winden aus dem Bakony-Gebirge. Dank dem Luftaustausch zwischen dem Festland und dem See und der ständigen Luftbewegung können die hier Lebenden reine, staubfreie Luft genießen und Herz- und Gefäßkrankheiten können dadurch geheilt werden. Das Wasser der Quellen wird heutzutage im hiesigen Staatlichen Herzkrankenhaus zu Heilzwecken verwendet, das berühmte Füreder Sauerwasser kann sonst an der Kossuth-Quelle, am Berzsenyi-Brunnen, an der Szekér Ernő-Quelle und am Schneider-Brunnen probiert werden. Im Herzkrankenhaus haben schon viele Herzkranke ihre Gesundheit wiedererlangt, unter ihnen der berühmte indische Dichter, Nobelpreisträger, Rabindranath Tagore (1926), nach dem die landesweit berühmt gewordene Promenade am Seeufer benannt wurde.

Die Stadt ist unglaublich reich an historischen Gedenkstätten. Die meisten von ihnen wurden schon umgebaut, restauriert. Es kommt vor, dass sie heutzutage eine andere Funktion erfüllen als in der Vergangenheit, sie gehören aber zur Kultur von Füred. Es gibt in der Stadt zahlreiche solche Villen und Landhäuser, deren Besitzer durch ihre Anwesenheit zur Gestaltung des Antlitzes von Balatonfüred beigetragen und es weit und breit berühmt gemacht haben.

Zu den Prachtstücken der Architektur des XVIII. Jahrhunderts gehören das Großgasthaus, das Staatliche Krankenhaus, die Trinkhalle der Lajos Kossuth-Quelle, das größere Haus von Ádám Pálóczi Horváth, das Schloss von Ferenc Széchenyi, von denen die Atmosphäre der Stadt auch gegenwärtig geprägt wird.

Balatonfüred begann sich in den 1800er Jahren, in der Refomzeit rasch zu entwickeln. Es wurde zu einem beliebten Treffpunkt der fortschrittlich denkenden Politiker, Künstler. Seine kulturelle Rolle war zu dieser Zeit am bedeutendsten. Die Stadt verfügt über zahlreiche Kunstdenkmäler, bedeutende Gebäude und Traditionen aus dieser Epoche. Im Jahre 1825 wurde hier im Horváth-Haus der erste Anna-Ball veranstaltet, der auch heutzutage eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse in Balatonfüred ist.

Der Dichter und Dramatiker Sándor Kisfaludy hat 1831 in Balatonfüred das erste in einem Steingebäude untergebrachte, aus Spenden und mit der Hilfe der Abtei und des Volkes erbaute Theater in Transdanubien, das Zuhause der ungarischen Sprache eröffnet, zu einer Zeit, als Deutsch in Ungarn die Amtssprache war. Die die Reformzeit heraufbeschwörende Atmosphäre des historischen, unteren Stadtteils wird durch die im klassizistischen Stil erbaute Villa von Lujza Blaha bereichert, in der die berühmte ungarische Schauspielerin der Jahrhundertwende, die „Nachtigall der Nation” ihre Sommer 23 Jahre lang verbracht hat. Das Gebäude fungiert heutzutage als Hotel und Restaurant. Auch der Besitzer der Huray-Häuser, der namhafte Badearzt István Huray hatte hier ein Sommerhaus, aber unter den in dieser Zeit erbauten Sommerhäusern wurde das Dőry-Sommerhaus für das schönste gehalten.

An der Ecke Jókai Straße-Blaha Lujza Straße stößt man auf ein rundes Kuppelgebäude mit einem ionischen Portikus, die Rundkirche. Sie wurde zwischen 1841-1846 nach den Plänen von Antal Fruhmann, nach dem Muster des römischen Pantheons erbaut. Die Jókai-Villa wurde 1870 im früheklektischen Stil fertig gestellt. Die im Gebäude befindliche ständige Ausstellung präsentiert nicht nur die Einrichtung der Villa, sondern macht den Besucher auch mit dem Leben des größten Märchenerzählers vertraut.

Als Zierden des oberen Stadtteils ragen, über die Ruhe der Stadt wachend, die reformierte, die katholische und die vor Kurzem erbaute evangelische Kirche hoch über den Ort empor.

Die heutige Altstadt – das alte Dorf und das 1954 angeschlossene Balatonarács – verfügt noch über zahlreiche wertvolle volkstümliche Kunstdenkmäler. Eins am andern aufgereiht stehen ebenerdige und doppelstöckige Häuser zu beiden Seiten der Lajos Kossuth-Straße, der ins alte Dorf führenden Hauptstraße. Im alten Dorf, oder wie es heutzutage genannt wird, in der Altstadt bewahren die mit Gedenktafeln gekennzeichneten Gebäude die volkstümliche Form. Die Siske-Straße ist der Teil der Altstadt, wo die Straße in den Wald mündet, ein beliebter Ausgangspunkt für Spaziergänge und Wanderungen.

Eines der bekanntesten Gebäude von Balatonfüred ist das Gombás-Landhaus, erbaut in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. Die Angehörigen des Kleinadels mit Schönheitssinn und gutem Geschmack haben am Balaton solche Kellergebäude gebaut, wo sie einen Teil des Jahres verbrachten. In Balatonfüred, das ein beliebter Treffpunkt der Adeligen vor allem aus dem Komitat Zala war, reihten sich zahlreiche im Zopf- oder Spätbarockstil erbaute Kellergebäude eng aneinander, der Füreder Berglandschaft ein buntes Bild verleihend.